Einige Nutzer könnten eventuell spezielle Unterstützung benötigen, zum Beispiel aufgrund einer Sehbehinderung. USB-Braillezeilen werden automatisch erkannt (serielle Geräte, die über einen Seriell-auf-USB-Adapter angeschlossen sind, allerdings nicht), aber die meisten anderen Funktionalitäten für Barrierefreiheit müssen manuell aktiviert werden. Auf Rechnern, die dies unterstützen, gibt das Boot-Menü einen Piepton aus, wenn es bereit ist, Tastatureingaben zu verarbeiten. Es können dann einige Boot-Parameter angegeben werden, um diese Funktionalitäten zu aktivieren (lesen Sie dazu auch Abschnitt 5.1.7, „Der Start-Bildschirm (Boot-Screen)“). Beachten Sie, dass vom Bootloader auf den meisten Architekturen die Tastatur so interpretiert wird, als wäre es eine Tastatur mit QWERTY-Layout.
Der Debian Installer unterstützt verschiedene Oberflächen für die
Kommunikation mit dem Benutzer, die bezüglich der Barrierefreiheit
unterschiedlich gut geeignet sind: erwähnenswert ist das text
-Frontend, welches ausschließlich reinen Text verwendet, während
newt
textbasierte Dialogboxen nutzt. Sie können
die Auswahl am Boot-Prompt festlegen, lesen Sie dazu die Dokumentation zum
Boot-Parameter DEBIAN_FRONTEND
in Abschnitt 5.3.2, „Debian-Installer-Parameter“.
USB-Braillezeilen sollten automatisch erkannt werden. Es wird dann automatisch
eine Textversion des Installers ausgewählt und Hardware-Unterstützung für die
Braillezeile wird automatisch in das Zielsystem installiert. Sie müssen im
Boot-Menü also einfach nur Enter drücken. Sobald
brltty
gestartet ist, können Sie im Einstellungsmenü
ein Braillezeilengerät auswählen. Dokumentation über Tastenkürzel für
Braillezeilengeräte ist auf der brltty
-Webseite
verfügbar.
Serielle Braillezeilen können nicht sicher automatisch erkannt werden
(dies könnte einige davon beschädigen). Daher müssen Sie den Boot-Parameter
brltty=
angeben, um driver
,port
,table
brltty
mitzuteilen, welcher Treiber
benutzt werden soll. Sie sollten driver
durch
den zweistelligen Buchstabencode des Treibers ersetzen, den Sie für Ihre
Braillezeile benötigen (siehe dazu das
brltty Referenz-Handbuch).
port
sollten Sie durch den Namen des seriellen
Anschlusses ersetzen, an den die Braillezeile angeschlossen ist;
ttyS0
ist der Standardwert,
ttyUSB0
kann üblicherweise verwendet werden, wenn
ein Seriell-auf-USB-Adapter eingesetzt wird.
table
ist der Name der Braille-Tabelle, die
verwendet werden soll (siehe das
brltty-Referenz-Handbuch);
die englische Tabelle ist der Standard. Beachten Sie, dass Sie die
verwendete Tabelle später im Einstellungsmenü noch ändern können.
Dokumentation über Tastenkürzel für Braillezeilengeräte ist auf der brltty
-Webseite
verfügbar.
Treiberunterstützung für Software-Sprachausgabe ist in allen Installer-Images
enthalten, die auch den grafischen Installer enthalten, d.h. in allen
Netinst-, CD- und DVD-Images sowie in der gtk-Variante des netboot-Images.
Sie kann aktiviert werden, indem im Boot-Menü s
+ Enter
gedrückt wird. Es wird dann die textbasierte Variante des
Installers gestartet, und die Unterstützung für Software-Sprachausgabe wird
automatisch auch im Zielsystem installiert.
Die erste Frage (Sprache) wird in Englisch gesprochen, der Rest
der Installation in der ausgewählten Sprache (falls diese in
espeak
verfügbar ist).
Die Standardgeschwindigkeit für die Sprachausgabe ist ziemlich langsam. Um sie zu erhöhen, drücken Sie Feststelltaste+6. Um die Geschwindigkeit zu vermindern, verwenden Sie Feststelltaste+5. Die Standardlautstärke sollte einen mittleren Wert haben. Wenn die Ausgabe lauter sein soll, drücken Sie Feststelltaste+2. Um die Lautstärke zu reduzieren, verwenden Sie Feststelltaste+1. Weitere Details zu den Tastaturkürzeln finden Sie im Speakup-Handbuch.
Treiberunterstützung für Hardware-Sprachausgabe-Geräte ist in allen Installer-Images enthalten, die auch den grafischen Installer enthalten, d.h. in allen Netinst-, CD- und DVD-Images sowie in der gtk-Variante des netboot-Images. Sie müssen daher im Boot-Menü einen „Graphical install“-Eintrag auswählen.
Hardware-Sprachausgabe-Geräte können nicht automatisch erkannt werden.
Sie müssen daher den Boot-Parameter
speakup.synth=
angeben, um driver
speakup
mitzuteilen, welcher Treiber
verwendet werden soll. Ersetzen Sie dabei driver
durch den Code des Treibers, den Sie für Ihr Gerät benötigen (eine
Auflistung der Treiber-Codes finden Sie im
Speakup-Handbuch). Es wird dann
automatisch die Textversion des Installers ausgewählt und die
Hardware-Unterstützung für Sprachausgabe-Geräte wird automatisch in das
Zielsystem installiert.
Einige Geräte für Barrierefreiheit sind letztendig Steckkarten, die innerhalb
des Rechners eingesteckt werden und die den Text direkt aus dem Videospeicher
auslesen. Damit sie funktionieren, muss die Framebuffer-Unterstützung
deaktiviert werden (verwenden Sie dazu den Boot-Parameter
vga=normal
fb=false
).
Dies reduziert allerdings die Anzahl der zur Verfügung stehenden Sprachen.
Falls gewünscht kann vor der Eingabe des Boot-Parameters eine Textversion des
Bootloaders aktiviert werden, indem die Taste h
gefolgt
von Enter gedrückt wird.
Für Nutzer mit verminderter Sehkraft kann der Installer ein spezielles
farbiges Theme mit extra hohem Kontrast verwenden. Um es zu aktivieren, verwenden
Sie den Boot-Parameter theme=dark
.
Alternativ kann Debian durch die Verwendung von Voreinstellung vollständig automatisiert installiert werden. Dies ist in Anhang B, Automatisieren der Installation mittels Voreinstellung dokumentiert.
Dokumentation zum Thema Barrierefreiheit auf dem neu installierten System finden Sie auf der Debian Accessibility Wiki-Seite.